Polkern

Der Ortsteil Polkern stellt sich vor:

Foto: Corrie Leitz

Kirche in Polkern

Foto: Corrie Leitz

Natur in Polkern

Foto: Corrie Leitz

Straßenansicht von Polkern

Polkern liegt etwa fünf Kilometer nordwestlich von Osterburg auf dem hier steil abfallenden Ostrand der Arendseer Hochfläche im gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet. Das LSG weist einen Waldanteil von mehr als 40 Prozent auf. Neben Kiefernforsten gibt es naturnahe Eichen- und Buchen-Eichen-Wälder. Auch Polkern ist vor allem in seinem östlichen Teil von dichtem Wald umgeben. Mit 73 Metern über NN ist es zugleich das am höchsten gelegene Dorf der Einheitsgemeinde Osterburg, zu welcher Polkern als ehemaliger Ortsteil von Krevese seit Juli 2009 gehört. Hier in Polkern lässt sich der beträchtliche Höhenunterschied zwischen der sogen. „Höhe“ und dem Niederungsgebiet der Wische besonders eindrucksvoll erleben.  Der Blick reicht weit in das Urstromtal der Elbe bis hin zum Havelberger Dom. Erholungssuchende können bei ausgiebigen Wanderungen die vielfältigen Reize der Natur erleben. Zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Region gehört das Forsthaus in Baarsberge in der Nähe von Seehausen. Der Weg dorthin führt mit der sogen. Wolfsschlucht durch ein landschaftlich einzigartiges Kerbtal. Polkern hat seine historische Struktur in großen Teilen bis heute bewahren können. So säumen noch zahlreiche historische Vierseitenhöfe die Dorfstraße. Als Station des Altmark-Rundkurses wird das Dorf auch von Radtouristen gern besucht.


Frühe Geschichte

Zumindest in Fachkreisen wurde Polkern bereits vor mehr als 100 Jahren deutschlandweit bekannt, als hier ein Silberschatz mit Stücken aus dem 11. bis frühen 12. Jhdt. gefunden wurde. Zu dem heute teils in verschiedenen Museen aufbewahrten, teils verschollenen Fund gehörten neben deutschen und arabischen Münzen auch zahlreiche Schmuckstücke aus Silber, Korallen und Topasen. Der Schatz ist damit wesentlich älter als die erste urkundliche Erwähnung des Dorfs i. J. 1235. Auf die wohl slawischen Begründer des Dorfs weist neben dem Ortsnamen auch der alte Name „Hünerdorf“ für den nordöstlichen Teil des Dorfes hin - vermutlich lebten hier nach der deutschen Besiedlung die verbliebenen slawischen Einwohner. Die exponierte Lage von Kirche und Friedhof, welcher durch einen tiefen Graben vom Dorf getrennt zu sein scheint, wird meist so interpretiert, dass sich auf dem Friedhofsgelände ein slawischer Opferplatz befunden habe, auf welchem später die erste christliche Kirche errichtet worden sei. Belegbar ist dies bisher aber nicht. Im Mittelalter gehörte Polkern zu den 13 Eigendörfern des Klosters Krevese. Als solches gelangte es 1562 - etwa zwanzig Jahre nach der Säkularisation des Klosters - im Rahmen eines Tauschs zusammen mit dem Gut Krevese an die Familie von Bismarck.


Die Dorfkirche

In die Zeit des von Bismarck’schen Kirchenpatronats fällt der umfassende Umbau der kleinen Dorfkirche i. J. 1777, von welchem im Innern ein sehenswerter Kanzelaltar mit seitlichen Durchgängen und ein hölzerner Tauftisch erhalten geblieben sind. Der Fachwerkturm wurde erst 1904/05 vor den Westgiebel des Kirchenschiffs gesetzt, zuvor hatte die Kirche nur einen Dachreiter. Die Kirche befindet sich am historischen Osteingang Polkerns auf einer vom Dorf durch einen Graben oder eine Senke getrennten kleinen Anhöhe, welche zur Anlage des Friedhofs terrassenartig gegliedert wurde. Durch den Umbau ist die ursprüngliche Struktur der vermutlich zur Zeit der Romanik errichteten Kirche nicht mehr erkennbar.


Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Um 1800 lebten in Polkern 106 Menschen, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es sieben Ganz- und vier Halbbauernhöfe, zwei Kossatenhöfe und einen zur Miete wohnenden Einliegerhaushalt. In der ersten Hälfte des 19. Jhdts. erfolgte dann wie in fast allen preußischen Dörfern auch in Polkern die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Im Gegensatz zum üblichen Verfahren wurden die feudalen Verpflichtungen der Dorfbewohner gegenüber dem Kreveser Gut jedoch bereits 1818 im Rahmen eines Aufkaufs des Guts durch die Bauern der Gutsdörfer aufgehoben. Die gemeinschaftliche Bewirtschaftung des Guts konnte von den Dorfbewohnern allerdings nicht aufrechterhalten werden, so dass weitere Teilungen und Verkäufe folgten und der Hauptteil i. J. 1819 wieder an eine adlige Familie - die von Jagow auf Scharpenhufe - gelangte. Mit den Reformen der ersten Hälfte des 19. Jhdt. waren sowohl individuelle Bewirtschaftung als auch ein freier Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich geworden. Dies führte zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. Diese Entwicklungen lassen sich auch in Polkern beobachten. So war bereits bis 1840 die Einwohnerzahl gegenüber jener des Jahres 1800 um mehr als die Hälfte gestiegen (161). Ausdruck dieser Entwicklung war u. a. die Errichtung eines eigenen Schulgebäudes um die Mitte des 19. Jhdt. In den folgenden Jahrzehnten schwächte sich der Bevölkerungszuwachs allerdings erheblich ab. Um 1867 wurde mit 181 der Höchststand erreicht, während bis zum Ende des Jahrhunderts ein drastischer Rückgang zu verzeichnen war (1900: 133), von welchem sich Polkern erst im Laufe von drei Jahrzehnten wieder erholte (1930: 171). Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war Polkern ein vorwiegend landwirtschaftlich geprägtes Dorf, in dem kleinere bäuerliche Wirtschaften dominierten.


Entwicklung während der Nachkriegszeit und in der DDR

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs brach auch für Polkern eine neue Etappe in der Entwicklung des Dorfs an. Zum einen erreichte der Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland auch Polkern. Mit 286 registrierten Einwohnern lag die Zahl im Oktober 1946 um 72 Prozent über jener von 1936. Von den etwa 140 Flüchtlingen, die in dieser Zeit nach Polkern kamen, blieben zwei Familien mit etwa acht Personen dauerhaft im Dorf. Die Bodenreform vom Herbst 1945 führte zur Enteignung eines Bauernhofes, welcher mit 100,9 Hektar knapp über der dafür maßgeblichen Grenze lag. Aus dessen Grundbesitz wurden vier Voll- und 48 Kleinsiedlerstellen geschaffen.

Die 1950er Jahre standen auf dem Lande ganz im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Im Februar 1953 wurde in Polkern eine erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft mit dem Namen „Karl Marx“ gegründet. Dies war bereits eine Genossenschaft vom Typ III, in welche nicht nur die landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch Gebäude sowie das lebende und tote landwirtschaftliche Inventar eingebracht wurden. Unter erheblichem politischem Druck gründeten die fünf verbliebenen Einzelbauern im sogen. „Sozialistischen Frühling“ des Jahres 1960 die Genossenschaft „Auf dem Berge“. Mit dem Typ I wählten sie dabei das kleinstmögliche „Übel“, denn hierbei wurde nur der Boden gemeinsam bewirtschaftet.

Während der zweiten Hälfte der 1960er Jahre stand in der Landwirtschaft der DDR die Bildung von Kooperationsgemeinschaften auf dem Programm. In einer solchen KOG (später KAP) waren auch die beiden Genossenschaften von Polkern mit jenen von Dequede, Röthenberg, Krevese, Zedau und Krumke vereint. 1971 begann man mit der gemeinsamen Pflanzenproduktion. Die immer intensivere Zusammenarbeit gipfelte schließlich im Zusammenschluss der beiden Genossenschaften aus Polkern mit jenen von Krevese. Dadurch entstanden 1978 zwei neue Genossenschaften, die beide ihren Sitz in Krevese hatten: die LPG Pflanzenproduktion "Florian Geyer" und die LPG Tierproduktion "Völkerfreundschaft". Gleichzeitig war Polkern einer der Standorte der Zwischengenossenschaftlichen Einrichtung (ZGE) Schweineproduktion Ballerstedt. Auch territorialpolitisch ging der Trend zur Bildung größerer Einheiten. Bereits 1950 war Polkern nach Dequede eingemeindet worden und 1974 erfolgte die Eingemeindung von Dequede nach Krevese.


Entwicklung seit der politischen Wende von 1989/90

Neben der lang ersehnten Demokratie und Freiheit brachte die politische Wende von 1989/90 wie allerorts auch erhebliche Umbrüche im Alltagsleben der Dorfbewohner mit sich. Der drastisch gesunkene Arbeitskräftebedarf in der Landwirtschaft, den gewerblichen Betrieben, aber auch öffentlichen Einrichtungen der näheren und weiteren Umgebung bedeutete anfangs auch für das Dorf eine hohe Arbeitslosigkeit. Dies beschleunigte die negative demografische Entwicklung zusätzlich. Jedoch haben die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm (1997) und staatliche Investitionen in die Infrastruktur wie der 2003 erfolgte grundhafte Ausbau der Dorfstraße neben der attraktiven Lage hat das Dorf dafür gesorgt, dass Polkern ein lebenswertes Dorf geblieben ist. Das zeigt nicht zuletzt die Entstehung einer idyllisch gelegenen Eigenheimsiedlung am Fuße des Steilhangs. Dadurch konnte der negative Trend bei der Entwicklung der Einwohnerzahl zwar nicht gestoppt, aber erheblich abgemildert werden. Hatte Polkern 1991 nur 112 Einwohner, so waren es 2015 immerhin noch 127 nach zwischenzeitlich 149 (2005). Mit dem 1999/2000 erfolgten Umbau eines landwirtschaftlichen Gebäudes zum Dorfgemeinschaftshaus und Feuerwehrdomizil wurde ein gern genutzter Ort für ein aktives Dorfleben geschaffen. Dafür, dass Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn gepflegt werden, engagieren sich der Verein „Weitblick“ und die Freiwillige Feuerwehr - u. a. mit jährlich einem Dorffest, zwei Brauchtumsfeuern und der Weihnachtsfeier. Neben der Agrargenossenschaft Krevese ist auch die Landwirtschaft im Dorf mit zwei Nebenerwerbslandwirten weiterhin präsent.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.

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