Das Kreismuseum Osterburg präsentiert seine umfangreichen Sammlungsbestände in einem idealtypischen Fachwerkhaus von 1772. Normalerweise. Das Gebäude in der Breiten Straße wurde Anfang 2024 aus baulichen Gründen geschlossen. Das Team und etliche Exponate sowie Austellungen finden Sie Am Platz des Friedens 3 in Osterburg.
Gezeigt wird eine reichhaltige Ausstellung mit Themenkomplexen zur ländlich-kleinstädtisch geprägten Gesellschaft der nordöstlichen Altmark bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Zahlreiche thematisch abwechslungsreiche Sonderausstellungen im Jahr und tolle Veranstaltungen wie z. B. der inzwischen zu einer Tradition gewordene Osterburger Ostermarkt, locken die Museumsgäste immer wieder in die Einrichtung des Landkreises Stendal.
Museumsleiter Florian Fischer und sein Team freuen sich auf Sie!
Platz des Friedens 3
39606 Hansestadt Osterburg (Altmark)
Telefon: 03937 83730
Fax: 03937 292081
E-Mail: museum-osterburg@landkreis-stendal.de
Internet: www.osterburg.de und www.landkreis-stendal.de
Museumsleiter: Herr Florian Fischer
Montags und Samstags geschlossen,
Dienstag bis Freitag: 13:00 - 16:00 Uhr sowie vormittags nach Vereinbarung
Sonntag: 14:00 - 17:00 Uhr
sowie nach Absprache.
Gründung
Das Osterburger Kreismuseum ist verglichen mit anderen altmärkishen Museen eine relativ späte Gründung. Es wurde 1935 auf Initiative des Landkreises ins Leben gerufen. Zuvor war das museale Sammlungsgut aus dem Osterburger Kreisgebiet im Rahmen des Altmärkischen Museums-Zweckverbandes Stendal-Osterburg regelmäßig in das Altmärkische Museum gelangt.
Nach anfänglichen Schaufensterausstellungen in der Breiten Straße erhielt das Osterburger Museum Ende der 1930er Jahre eigene Räumlichkeiten in der damaligen Stadtschule am Großen Markt, der heutigen Stadt- und Kreisbibliothek.
Schwerpunkte der Sammlungstätigkeit bildeten die Ur- und Frühgeschichte und die Volkskunde des Kreisgebietes.
Schließung und Wiedereöffnung
Gegen Kriegsende wurden die Museumsgegenstände magaziniert. Seit Anfang der 1950er Jahre gab es intensive Bestrebungen zur Wiedereröffnung des Museums, die von der Suche nach einem neuen Domizil begleitet waren. 1953/54 schließlich wurde das ehemalige Geschäftshaus der seit 1775 in Osterburg ansässigen Firma C. C. Bode in der Breiten Straße 46 als Museum eingerichtet. Dieses regionaltypische, denkmalgeschützte zweigeschossige Fachwerktraufenhaus aus dem 18. Jahrhundert bietet heute mit seinen Nebengebäuden etwa 700 m2 für Ausstellungs-, Depot- und Arbeitsräume.
Sammlung, Ausstellungsprofil, Fachbibliothek
Die Sammlung umfasst 25.000 Objekte, darunter 3.000 Einheiten archäologischer Funde aus dem Altkreis Osterburg. Die Fachbibliothek mit 6.000 Bänden, insbesondere zur Regionalgeschichte, steht Interessenten jederzeit zur Verfügung.
Nach 1960 erfolgte, begleitend von Sanierungsmaßnahmen, eine Neubestimmung des Ausstellungsprofils. Im Eingangsbereich kann sich der Besucher über die Geschichte des Hauses informieren.
Der lokale Bezug zu Osterburg wird in zwei Ausstellungen verdeutlicht: Die eine geht auf die Stadt- und Kreisgeschichte vom Mittelalter ausgehend von zwei Burganlagen mit Burgsiedlung bis zum 20. Jahrhundert ein. Die zweite reflektiert die gewerbliche und gesellschaftliche Entwicklung im Raum Osterburg im 19. und 20. Jahrhundert. Hierbei wird auch auf Osterburg als "Schulstadt" - diesen Ruf erwarb sich die Stadt 1859 mit der Verlegung des Altmärkischen Lehrerseminars - und als "Spargelstadt" eingegangen.
Spargelstadt Osterburg, Nachlass August Huchel
Der Spargelanbau hatte einst eine große wirtschaftliche Bedeutung für Osterburg. Verbunden ist er mit dem Namen des europaweit anerkannten Spargelzüchters August Huchel (1889 - 1963), der 1929 die erste deutsche Spargelhochzuchtgesellschaft gründete und dessen Nachlass das Museum verwaltet.
Zeugnisse der alten Burganlage
Im Hof des Museums findet der Besucher die ältesten Zeugnisse der Osterburger Stadtgeschichte: Teile eines Palisadenwalls und der Holzkonstruktion einer Burganlage aus dem 10. Jahrhundert.
Alltagsleben in Land und Kleinstadt
In den volkskundlich orientierten Ausstellungen "Historisches Handwerk", "Landwirtschaft" und "Vom Flachs zum Leinen" erhält man Einblicke in das ländlich-landwirtschaftliche und kleinstädtisch geprägte Alltagsleben in der östlichen Altmark vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert.
Sonderausstellungen und Veranstaltungen
Daneben bietet das Museum in jedem Jahr zahlreiche Sonderausstellungen und Veranstaltungen mit künstlerischem und kulturhistorischem Inhalt an und ist damit ein wichtiger Kommunikationsort der Stadt. Einen besonderen Höhepunkt stellt dabei der traditionelle Osterburger Ostermarkt dar, mit Kunsthandwerk, Musik und Spezialitäten aus der Region.
Text: Frank Hoche (Museumsleiter 1990 - 2021)
Geschichten aus dem Museum
Im Jahr 2015 beging das Kreismuseum Osterburg sein 80. Jubiläum, wobei uns leider kein genaues Gründungsdatum überliefert ist. Das erste vorhandene Dokument, das Inventarverzeichnis Nr. 1, ein kleines unscheinbares Notizbuch von Wilhelm Ebert, datiert bereits auf den 1. Dezember 1934. Das erste Hauptbuch beginnt am 1. Juli 1935.
Aus der Zeit dazwischen liegt das wohl entscheidende Dokument vor, die "Denkschrift über die Errichtung eines Kreisheimatmuseums für den Kreis Osterburg" des Osterburger Landrates Dr. Karl Keßler vom 25. Februar 1935. Konkretisiert wurde diese Denkschrift im Oktober 1935. Im Zeitraum zwischen Frühjahr und Herbst 1935 begann der Aufbau eines eigenen Kreismuseums im Landkreis Osterburg!
In seiner Denkschrift erläutert der Landrat die Notwendigkeit der Errichtung eines Kreismuseums für den Kreis Osterburg und stellt klar, dass Aufbau und Unterhaltung des Museums völlig gesichert seien. Auch der Unterstützung der staatlichen und Parteistellen konnte sich der Landrat sicher sein. Wichtig war die Argumentation, dass der landwirtschaftlich geprägte Kreis Osterburg als einziger in der Provinz Sachsen noch nicht über eine eigene museale Einrichtung verfügte. Die meisten Museen hatten ihren Ursprung in Privatsammlungen oder Vereinsgründungen, das Kreismuseum Osterburg wurde seitens des Landkreises Osterburg errichtet!
Interessant ist auch die kurze Vorgeschichte des musealen Sammelns in der Denkschrift. So wird erwähnt, dass der Kreis Osterburg in den Jahres 1927/28 auf die Errichtung eines eigenen Museums verzichtet hat. Der Kreis schloss sich dagegen mit Land- und Stadtkreis Stendal zum "Altmärkischen Museums-Zweckverband Stendal-Osterburg" zusammen. Sämtliche archäologischen Funde und volkskundliche Museumsobjekte gelangten in das Altmärkische Museum Stendal. Seit Februar 1935 verwies Landrat Dr. Keßler verstärkt auf die nur passive Beteiligung des Osterburger Kreises und versuchte, aus dem Zweckverband auszutreten.
Letztendlich wurde die Zugehörigkeit zum Zweckverband zum 31.12.1935 gekündigt. "Vom 1. Januar 1936 ab ist der Kreis Osterburg somit von allen vertraglichen Bindungen frei und in der Durchführung seines Planes, der Errichtung eines eigenen Kreisheimatmuseums, völlig ungehindert.", schreibt Dr. Keßler.
Am Ende seiner Denkschrift berichtet der Landrat über die bereits 1935 geleistete Arbeit beim Aufbau "seines" Kreismuseums. "Da seitens des Kreises Osterburg nicht erwartet werden konnte, dass er von irgend einer Stelle aus in seinen Bestrebungen behindert würde, ist im Laufe des Jahres 1935 mit dem langsamen Aufbau des Museums bereits begonnen worden", betont er selbstbewusst!
Vom 1. August 1935 datiert ein Mietvertrag zur Nutzung der in der Stadtschule, Großer Markt 10, in der oberen Etage gelegenen Räume zur Benutzung als Kreisheimatmuseum. Diese Räume wurden saniert und seitens des Landkreises Osterburg mit Ausstellungstechnik ausgestattet. Auch Modelle, Bild- und Kartenmaterial wurden beschafft. Verschiedene Schul- und Privatsammlungen aus dem Kreisgebiet wurden an das entstehende Museum überführt. Auch die ersten gespendeten musealen Stücke der Kreisbewohner gingen ein.
Gleichzeitig wurden mit den ersten Museumsobjekten, darunter zahlreiche archäologische Funde, ab dem 1. Juli 1935 Schaufensterausstellungen in der Breiten Straße organisiert, die bei der Bevölkerung auf großes Interesse stießen.
Die fachliche Leitung des Museumsaufbaus wurde dem aus Lüge bei Salzwedel nach Osterburg versetzten Lehrer Alfred Keseberg übertragen. Als sein Stellvertreter wirkte der Konrektor a. D. Franz Benecke, der sich als Osterburger seit Jahren für die Errichtung eines Museums engagiert hatte.
Regelmäßig berichtete die örtliche Presse über den Stand des Aufbaus des Museums. So erfahren wir im Bericht für 1938, dass im Obergeschoss der einstigen Knabenschule fünf Ausstellungsräume eingerichtet wurden. Und auch das Erdgeschoss war mittlerweile an das Museum übergeben worden. Hier befand sich ein Laboratorium, in welchem Altertumsfunde gesäubert, präpariert und wieder zusammengesetzt wurden. Jedes Stück wurde inventarisiert und fotografiert, ein Vorgehen nach wissenschaftlichen Methoden durch Alfred Keseberg!
Drei Tage vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, am 29. August 1939, wurde der Kreiskommunalverband Osterburg (also der Landkreis Osterburg) im Grundbuch des Amtsgerichts Osterburg als Eigentümer des Grundstücks der ehemaligen Schule eingetragen. Vorausgegangen war die Auflassung vom 1. Juni 1939. Der Landkreis hatte das Grundstück, dass "sein" Museum beherbergte, also vom bisherigen Eigentümer, der Geistlichen Kastenkasse Osterburg, erworben.
Vom 7. September 1939 liegt als letztes Dokument noch eine Handzeichnung aus den Katasterkarten vor.
Da forderte der Krieg bereits seit einer Woche seine ersten Opfer, der Museumsbetrieb geriet zur Nebensache!
Text: Frank Hoche (Museumsleiter 1990 - 2021)
Anlässlich des 85-jährigen Bestehens des Kreismuseums in Osterburg hat der Landkreis eine informative Zeittafel aufbereitet: