„Oha….“, schubst Finn beim Betreten der evangelischen Kirche St. Nicolai am Montag, den 17. Oktober 2022 seinen Nebenmann leicht an. Der Kopf im Nacken; der Blick Richtung Decke des über 800 Jahre alten Gemäuers. „Bestimmt 100 Meter hoch. Quatsch 1000.“, mutmaßen die beiden Zweitklässler an der Grundschule „Am Hain“ und nehmen vor dem Altar Platz – gemeinsam mit rund 40 weiteren Jungen und Mädchen, die am Vormittag dem Orgelmärchen „Die Bremer Stadtmusikanten“ lauschen wollen. Wie anderthalb Stunden zuvor schon die Erstklässer.

Eine Unterrichtsstunde lang hauchen Isolde Lessing als Vorleserin und Kreiskantor Friedemann Lessing an der Orgel Esel, Hund, Katze, Hahn und den Räubern der bekannten Gebrüder-Grimm-Geschichte Leben ein – setzen es on top mit passenden Bildern auf der Leinwand in Szene. Kerzengerader Rücken bei dem einen; entspannt an die Kirchenbank gelehnt bei der anderen. Füße wippen hier und da im Takt. Ein imaginärer Taktstock wird in der ersten Reihe geschwungen. Die Sieben- und Achtjährigen lauschen dem Volksmärchen auf ihre Weise. Verfolgen die leisen sanften Töne, den fröhlichen und traurigen auch. Schnelligkeit wechselt mit gediegener Langsamkeit. Und zwischendurch wird es mächtig. Mächtig laut. Als in der Geschichte „der Esel schrie“ oder „die Fenster klirren“.

Nach viel Applaus und mit noch mehr Eindrücken ging’s zurück ins Klassenzimmer. Dort – in den Bildungseinrichtungen der Einheitsgemeinde Osterburg (Altmark) und in den verschiedenen Kindergärten werden im Rahmen der Osterburger Literaturtage (kurz: OLITA) noch eine Woche lang Puppenspiele, Lesungen, Mal- und Schmökerstunden, Schreibwerkstätten und Theaterstücke angeboten. Das Programm für die Kinder und Jugendlichen ist mit 29 von 43 Veranstaltungen ein wichtiger Schwerpunkt der Organisatorinnen in der Stadt- und Kreisbibliothek. Lessings selbst sind seit Jahren gerne mit dabei; "und das soll auch so bleiben", sind sich beide einig.