Flessau

Die Ortschaft Flessau stellt sich vor:

Foto: Ralf Engelkamp

Kirche in Flessau

Foto: Hansestadt Osterburg

Schule in Flessau

Foto: Hansestadt Osterburg

Straßenansicht von Flessau

Flessau - das größte Dorf der Einheitsgemeinde Osterburg - liegt etwa sechs Kilometer südwestlich von Osterburg. Die Feldmark wird im Norden und Westen durch den Markgraben, im Osten durch den Kleinen Markgraben begrenzt. Wenig weiter nördlich mündet der Markgraben in die Biese, welche über den Aland schließlich bei Schnackenburg in die Elbe entwässert. In seinem historischen Kern ist Flessau ein typisches Straßendorf und wird noch heute durch viele größere und mittlere Bauernhöfe, darunter geschlossene Vierseitanlagen, geprägt, deren Fachwerkgebäude teils ein beträchtliches Alter haben. So finden sich durchaus noch Wohnhäuser aus dem ausgehenden 18. Jhdt. mit interessanten Bauinschriften. Auch die romanische Dorfkirche ist einen Besuch wert. Aus der Heimatliteratur ist der Name Alfred Pohlmanns (1849-1927) nicht wegzudenken, welcher mehrere Jahrzehnte als Pfarrer in Flessau wirkte und sich vor allem durch seine Dialektdichtungen und altmärkischen Sagensammlungen um die gesamte Region verdient gemacht hat.


Flessau im Mittelalter, die Dorfkirche

Flessau erscheint zum ersten Mal im Jahre 1230 mit der Weihe seiner Kirche im Licht der Geschichte. Nach dem Dorf benannte sich eine ritterliche Familie, welche allerdings erst im 14. Jhdt. urkundlich erwähnt wird, damals schon nicht mehr in Flessau ansässig war und im 16. Jhdt. erloschen ist. Aus diesem Rittersitz ist vermutlich das Gut hervorgegangen, welches in Flessau bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jhdt. existierte. Daneben hatten verschiedene andere adlige Familien im Ort Besitzungen und Einkünfte. Unter ihnen ist vor allem die Familie von Bartensleben zu nennen, welche auch für mehrere Jahrhunderte das Kirchenpatronat Inne hatte.

Heute ist die Feldsteinkirche der letzte bauliche Zeuge der mittelalterlichen Geschichte des Dorfs. Ein interessantes und in der Gegend nicht so häufig anzutreffendes Detail an der Kirche erinnert an die frühen Herren des Orts. - Die Westfront des Turms besitzt einen bauzeitlichen Hocheingang. Durch ihn gelangte man in einen in sich abgeschlossenen Fluchtraum, welcher der ritterlichen Familie bei Kriegen und Katastrophen zur Verfügung stand. Auf der Südseite der dreiteiligen Feldsteinkirche befinden sich das vermauerte romanische Hauptportal und die noch begehbare Pfarrtür, deren Sturz ein mächtiger Findling mit einem Kreuz bildet. Das Westportal, welches auch heute als Eingang dient, wurde erst 1866 angelegt. Im Innenraum beeindruckt vor allem der mit einem gotischen Kreuzrippengewölbe versehene Chor. Von der barocken Ausstattung sind u. a. der reich verzierte Altaraufbau (um 1717/20) und die Kanzel erhalten.


Vom 19. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Um 1800 lebten in Flessau 225 Menschen, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es fünf Ganz- und sieben Halbbauernhöfe, 17 Kossatenhöfe, einen Büdner und elf Einlieger, welche zur Miete wohnten. Einige der Einwohner übten als Leineweber oder Stellmacher ein Handwerk aus.

In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erfolgte dann wie in fast allen anderen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Flessau die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. In Flessau wurde dieser Prozess dadurch beschleunigt, dass das ehemalige von Lüderitz’sche Gut zwischen 1820 und 1842 aufgelöst und die zugehörigen Flächen von vermögenden Einwohnern aufgekauft wurden.

Die Agrarreformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. Dies war auch in Flessau nicht anders: Hatte sich schon zwischen 1800 und 1840 die Einwohnerzahl von 225 auf 316 und damit um 40 Prozent erhöht, so setzte sich diese Entwicklung im Laufe des 19. Jhdt. weiter fort und erreichte um 1871 mit 388 Einwohnern ihren Höhepunkt. Das entsprach einem Zuwachs von 72 Prozent gegenüber dem Stand zu Beginn des Jahrhunderts. In den letzten Jahrzehnten des 19. Jhdt. bis in die 1930er Jahre schwankte die Einwohnerzahl zwischen 357 (1895) und 386 (1936). Dieses rasante Wachstum spiegelte sich nicht zuletzt darin wieder, dass 1859 ein eigener Männergesangverein gegründet werden konnte. Im Jahre 1900 wurde auch eine Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen. Mit der Eröffnung der Arendsee-Stendaler Eisenbahn im Jahre 1908 verbesserten sich auch für die Flessauer Landwirte die Absatz- und Bezugsmöglichkeiten. Direkt vor Ort sorgten eine Motormühle und eine Molkerei für die Verarbeitung von Getreide und Milch.


Entwicklung während der Nachkriegszeit und in der DDR

Die Nachkriegszeit brachte auch für Flessau erhebliche Veränderungen mit sich. Während die Auswirkungen der im Herbst 1945 eingeleiteten Bodenreform eher gering waren - in Flessau wurde lediglich ein kleiner Hof von ca. neun Hektar enteignet - stellte der enorme Zustrom von Evakuierten, Kriegsflüchtlingen und Vertriebenen auch die Flessauer vor große Herausforderungen. Hatten 1936 noch 386 Menschen im Dorf gelebt, so waren es im Herbst 1946 bereits 535 - ein Anstieg um fast 40 Prozent.

Die 1950er Jahre standen ganz im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Obwohl sich die Flessauer diesem Prozess gegenüber besonders ablehnend verhielten, wurde im Frühjahr 1953 die erste LPG "Klement Gottwald" vom Typ III gegründet, in welche neben dem Boden auch alle Gebäude und das lebende und tote Inventar eingebracht wurden. Ein großer Teil der Bauern Widerstand dagegen noch bis zum sogen. „sozialistischen Frühling“ des Jahres 1960 Frühjahr den Kollektivierungsbestrebungen und gründete erst unter erheblichem politischem Druck die LPG „Bauernland“ vom Typ I, in welcher nur der Boden gemeinschaftlich bewirtschaftet wurde. 1968 traten schließlich auch diese Bauern der LPG "Klement Gottwald" bei.

Die zweite Hälfte der 1960er und die 1970/80er Jahre waren in der Landwirtschaft durch die Bildung und Intensivierung von Kooperationen gekennzeichnet. Im Rahmen dieser Kooperationen erfolgte auch die Spezialisierung der Genossenschaften auf Pflanzen- oder Tierproduktion. In Flessau gab es in den 1980er Jahren je eine Genossenschaft beider Ausrichtungen, die Kooperation (KAP) bewirtschaftete Ende der 1980er Jahre fast 6.000 Hektar in Flessau und zwölf umliegenden Gemeinden. 1975 wurde eine zentrale Kartoffellagerhalle eingeweiht. Bei der Tierproduktion spezialisierte man sich auf die Rinderproduktion. In diesem Zuge wurde 1976 eine Milchviehanlage für 2.020 Tiere in Betrieb genommen. Auf in territorialpolitischer Hinsicht stand in den 1970er Jahren 1973 die Bildung größerer Strukturen auf dem Programm. 1973 wurden Storbeck, Rönnebeck und Wollenrade nach Flessau eingemeindet, 1974 folgte Natterheide.

Die starke Prägung durch die Landwirtschaft und insbesondere die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften spiegelte sich auch im Ausbau der Infrastruktur wider, welcher oft mit erheblicher Unterstützung dieser Betriebe erfolgte. Aber auch erhebliche Eigenleistungen der Dorfgemeinschaft trugen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse im Dorf bei. - Bereits 1949 war in der Gaststätte ein Erntekindergarten eingerichtet worden. 1953 bauten dann die Flessauer in Eigeninitiative unter großen Schwierigkeiten einen neuen Kindergarten, später wurde das Gebäude von der LPG Pflanzenproduktion und anschließend von der Gemeinde genutzt und ein neuer Kindergarten eingerichtet. Ab 1969 konnten in der neu erbauten Schule ca. dreihundert Schüler der Klassen 1 bis 10 aus den Orten Flessau, Storbeck, Wollenrade, Natterheide,  Rönnebeck, Rossau und Schliecksdorf unterrichtet werden. Auch baulich veränderte sich in Flessau während der vier Jahrzehnte DDR viel.  So entstanden im östlichen Teil des Dorfs neben Siedlungshäusern und Eigenheimen auch mehrere Wohnblöcke für die gewachsene Bevölkerung.


Entwicklung nach der politischen Wende von 1989/90

Der negative Trend der demographischen Entwicklung, welcher nach der „Wende“ durch den massiven Verlust an Arbeitsplätzen beschleunigt wurde, ist auch an Flessau nicht vorbeigegangen. Als größtes Dorf der Einheitsgemeinde Osterburg sind in Flessau im Gegensatz zu vielen anderen Dörfern wichtige Einrichtungen erhalten geblieben, die auch Bedeutung für die umliegenden Orte haben. So hat die früher zehnklassige Schule als Grundschule weiterhin Bestand, sie konnte in den vergangenen Jahren mit Hilfe umfangreicher Investitionen modernisiert werden. Hier lernen neben Schülern aus mehreren Dörfern der Einheitsgemeinde Osterburg auch Kinder aus einigen Dörfern der benachbarten Verbandsgemeinde Seehausen. Der Kindergarten hat sich zu einer integrativen Tagesstätte weiterentwickelt, auch eine Konsumverkaufsstelle ist weiterhin im Ort vorhanden. Daneben bieten mehrere Unternehmen Arbeitsmöglichkeiten vor Ort. U. a. ist die Landwirtschaft in Flessau nach wie vor mit mehreren Landwirtschaftsbetrieben - darunter der Flessauer Milchproduktion GmbH als Nachfolger einer ehemaligen LPG, aber auch durch Handelsunternehmen für landwirtschaftliche Produkte und Landtechnik vertreten. Nicht zuletzt zeugt eine Reihe von Eigenheimen, die seit den 1990er Jahren neu errichtet wurden, davon, dass Flessau ein lebenswertes Dorf geblieben ist.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.

Beratung: Öffentliche Toilette in Osterburg

erstellt von Jana Henning | |   Presse

finanziert durch Ausgleichsbeträge des Sanierungsgebiets "Altstadt"

Sollen die restlichen Ausgleichsbeträge vom Sanierungsgebiet "Städtebauliche Entwicklung Altstadt" Osterburg in Höhe von 298.942,14 Euro für die Errichtung einer öffentlichen Toilette zwischen Hilliges-Platz und Linden-Parkplatz in Osterburg verwendet werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Mitglieder des:

- Bau- und Wirtschaftsförderungsausschusses | Mo | 23.01.2023
- Ausschusses für Finanzen und Ordnungsangelegenheiten | Di | 24.01.2023
- Hauptausschusses | Di | 31.01.2023
- Stadtrates | Di | 14.02.2023

Von folgenden Kosten für eine öffentliche Toilette wird derzeit ausgegangen:

- Baukosten: ca. 176.000 Euro
- Reinigung jährlich: ca. 12.000 Euro
- Wartung jährlich: ca. 1.500 Euro

Das Geld könnte auch in andere Vorhaben fließen:

- (Teil-)Sanierung der Sportanlage Bleiche: z. B. Umrüstung der Flutlichtanlage auf energiesparende LED-Technik oder Sanierung eines Athletikbereichs (Weitsprunganlage, Basketballfeld)

- Fortschreibung der Planung eines Anbaus an der Linden-Sporthalle mit Toiletten, Garderobe und Empfangsbereich zur Attraktivierung als Veranstaltungsort, unabhängig von der Nutzung für den Schul- und Vereinssport

Wichtig dabei: die eingenommenen Ausgleichsbeträge müssen für Projekte im Bereich des ehemaligen Sanierungsgebietes verwendet werden.

Bürgermeister Nico Schulz dazu: "In den Einwohnerversammlungen und von den Händlern höre ich immer wieder: Wir brauchen eine öffentliche Toilette! Bei den wenigen zur Verfügung stehenden Investitionsmitteln hatten andere Maßnahmen immer Priorität. Toilettenhäuschen neigen dazu, Opfer von Vandalismus und Zerstörung zu werden. Deswegen habe ich stets eine Mietlösung gesucht. Alle Anläufe in der Stadtpassage blieben erfolglos. Jetzt ergibt sich eine Möglichkeit freier Mittel durch die Ausgleichsbeträge des Sanierungsgebietes."

Sanierungsgebiet Altstadt Osterburg? Was sind Ausgleichsbeträge?

45,7 Hektar Fläche der Osterburger Altstadt wurden 1996 als Sanierungsgebiet festgelegt. 25 Jahre später sind alle Maßnahmen zur Verbesserung und Erneuerung des Quartiers / zur Stadtentwicklung an sich dank Bundes- und Landesmittel in Höhe von rund 25 Millionen aus der Städtebauförderung abgeschlossen. Das Umfeld im gesamten Gebiet zwischen

- Biesebrücke am Wehr im Norden und
- Platz des Friedens im Süden sowie der
- Bleiche im Osten und der
- Werderstraße im Westen

wurde attraktiver – auch die Wohn- und Geschäftshäuser. Der Wert des Eigentums stieg. Deshalb hat der Gesetzgeber vorgesehen, dass die Eigentümer im Sanierungsgebiet als Ausgleich für die eingesetzten öffentlichen Fördermittel an den entstandenen Kosten der Sanierung zu beteiligen sind. Und zwar über einen sogenannten Ausgleichsbetrag. Das ist die Differenz zwischen dem Bodenwert, den ein Grundstück hätte, wenn keine Sanierung durchgeführt worden wäre (Anfangswert), und dem Bodenwert, der sich nach der Sanierung ergibt (Endwert). Bezugszeitpunkt für Anfangs- und Endwert ist in der Hansestadt Osterburg (Altmark) der 22. September 2021. Der Tag, an dem das jahrzehntelange Sanierungsverfahren durch Aufhebung der Sanierungssatzung beendet wurde.

Je nach Lage überwiesen die Grundstückseigentümer zwischen einem und fünf Euro pro m². Macht zum Stichtag 25. November 2022 in der Summe 694.658,84 Euro. Davon wurden bereits 405.589,91 Euro verwendet. Zur Verfügung stehen aktuell die eingangs genannten 298.942,14 Euro.

Weitere Details: Bürgerminformationssystem auf www.osterburg.de > Sitzungskalender > Bau- & Wirtschaftsförderungsausschuss am 23.01.2023 > Tagesordnung mit Beschlussvorlage, Skizzen etc.

Was tun bei dringender Notdurft in Osterburg?

Bis 2012 gab es ein öffentliches Toilettenhäuschen am Bahnhof, das wegen häufig wiederkehrender Verunreinigung und Zerstörung dann aber endgültig geschlossen wurde. Im Zuge der Bauarbeiten Hilliges-Platz / Linden-Parkplatz wurden Ver- und Entsorgungsleitungen für die Errichtung einer WC-Anlage gelegt. Die bauliche Umsetzung einer öffentlichen Toilettenanlage wurde 2017 aus Kostengründen von der Agenda genommen. Einwohner und Besucher der Stadt haben im Rahmen der Servicezeiten Zugang zur den Toiletten im Rathaus. Aktuell bietet ein gastronomisches Unternehmen in der Einkaufsstraße [Breite Straße] den Service einer Toilettennutzung ohne Einkauf oder Verzehr gegen 50 Cent Gebühr.

Einwohnerfragestunden

Im Stadtrat und in den Ausschüssen können Punkte der Tagesordnung von Einwohnern in der Fragestunde angesprochen werden.

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Foto: pixabay
Grundriss öffentliche Toilette zwischen Hilliges-Platz und Linden-Parkplatz Osterburg von 2017