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Zukunft Landleben: Eine Frage des Könnens, nicht des Wollens.

erstellt von Jana Henning | |   Presse

Hansestadt Osterburg (Altmark) qualifiziert sich als eine von 35 Kommunen für
„Jugend-entscheidet-Akademie“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung

Leerstand und Abwanderung, schwierige Verkehrsanbindung oder begrenzte Jobperspektiven – viele Kommunen stehen vor großen Herausforderungen. Eine Zielgruppe, die bei der Weiterentwicklung von Städten und Gemeinden oft nur unzureichend eingebunden wird, sind junge Menschen. Dabei sind sie entscheidend, um Fachkräfte in der Region zu sichern, innovative Ideen zu entwickeln und nicht zuletzt auch als Nachwuchs für unsere Demokratie. In der neuen „Jugend-entscheidet-Akademie“ der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung lernen Vertreter* von Kommunen aus ganz Deutschland unterschiedliche Methoden kennen, junge Menschen an lokalpolitischen Entscheidungen zu beteiligen. Die Akademie besteht aus drei Elementen: Einer Auftaktkonferenz im vom 27. bis 29. September 2023, der einjährigen Begleitung in der Praxis sowie Beratungs- und Vernetzungsangeboten. 35 Kommunen aus 12 Bundesländern haben sich für die Teilnahme an der Akademie qualifiziert, darunter die Hansestadt Osterburg (Altmark).

Und die meint: Eine Zukunft in ländlichen Regionen ist eine Frage des Könnens, nicht des Wollens. Also wie; nicht ob. Ein kurzer zusammenfassender Satz nach einem langen = intensiven Weg zu mehr Kinder- und Jugendbeteiligung in der rund 9.800 Einwohner zählenden Einheitsgemeinde mit aktuell 1.103 Kindern bis einschließlich 14 Jahre, 319 Jugendlichen bis einschließlich 18 Jahre sowie 540 jungen Erwachsenen bis einschließlich 27 Jahre im nördlichen Sachsen-Anhalt. „Und vor allem ist es eine Frage des Miteinanders“, nimmt Anke Müller aus dem seit Mitte 2021 kontinuierlich heranreifenden Prozess zur Einbindung junger Menschen in die lokale Stadt- und Dorfentwicklung mit. Und der gestaltete sich bis dato so:

November 2021: Fokusgruppenbefragung junger Osterburger

mit Unterstützung der „Kleinstadtakademie“. In Gruppendiskussionen konnten die jungen Menschen ungefiltert und in ihrer Alltagssprache persönliche Ansichten, Einstellungen, Bedürfnisse und Frustrationen beschreiben und im direkten Austausch spontan reflektieren. Fazit: Prinzipiell können sich die meisten Befragten vorstellen, in Osterburg zu bleiben – auch wenn Ausbildungswege womöglich zeitweise woanders eingeschlagen werden. #Wollen – denn Vieles ist in Ordnung: das umfangreiche Vereinsleben, die gute Sportförderung, die Schullandschaft, bezahlbarer Wohnraum, lebendige Innenstadt, ländliche Idylle und Ruhe. Und Manches eben nicht. Das Fehlen attraktiver Treffpunkte oder Gastronomie, keine Einkaufsmöglichkeiten in den Dörfern, unbefriedigender ÖPNV auch. Und oben drauf ein Gefühl der Macht- und Einflusslosigkeit, daran mitwirken zu können, die Zukunft vor Ort mitzugestalten – durch Teilhabe und Transparenz. „Das ist ein wichtiger Ansatz zur frühen Selbsterfahrung und eben auch der Bindung schon in jungen Jahren“, unterstützt Bürgermeister Nico Schulz den eingeschlagenen Weg, denn „regionale Entwicklung geht uns alle an.“ #Können

Ende 2022: Gründung einer Lenkungsgruppe + Entwicklung Strategiepapier

An die Frage des Könnens tastete sich die Osterburger Stadtverwaltung aus mehreren Richtungen heran und stellte fest:

1. Wir brauchen ein Netzwerk.

Gründung einer „Lenkungsgruppe Jugendbeteiligung“

Ende 2022 befürwortete der Osterburger Stadtrat die Erarbeitung eines Jugendbeteiligungskonzeptes in Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern, die beruflich direkt mit der Lebenswelt junger Menschen in Kontakt sind. Die sogenannte "Lenkungsgruppe Jugendbeteiligung“ (u.a. Teilnehmende der Sekundarschule, des Gymnasiums, der Förderschule, des Jugendfreizeitzentrums, des Museums, der Lokalpolitik) tauschte sich ein halbes Jahr lang intensiv aus, diskutierte Möglichkeiten, ersann Umsetzungsstrategien und hangelte sich zuletzt an einem öffentlichen Thema konkret durch den Beteiligungsprozess – dank der Kolleginnen von KinderStärken e.V.

Entwicklung eines Strategiepapiers zur Beteiligung junger Menschen

Ergebnis dieser Lenkungsgruppe ist ein Strategiepapier zur Beteiligung junger Menschen, das nach der politischen Sommerpause ab Ende August 2023 in den Ausschüssen und Sitzungen der Hansestadt Osterburg (Altmark) besprochen wird. Festgehalten sind unter anderem Prozessketten zum Beteiligungsverfahren bei konkreten politischen Themen, weitere Netzwerkarbeit, Instrumente und Methoden zur Beteiligung, die Einbindung junger Menschen in das Thema Klimaschutz beispielsweise und ganz wichtig dabei: Die Sensibilisierung der Verwaltungsmitarbeiter und kommunalpolitischen Vertreter.

Frühjahr 2023: Beantragung Fördermittel für Kinder- und Jugendbeauftragten

2. Wir brauchen einen Kinder- und Jugendbeauftragten.

Einig war sich die Osterburger Lenkungsgruppe auch darin: Es braucht einen festen Ansprechpartner als Koordinator, Mediator, Kommunikator in dem Prozess. Und diese Stelle hofft die Kommune mit finanzieller Hilfe aus dem Förderprogramm "Demografie – Wandel gestalten" bei der Investitionsbank Sachsen-Anhalt schaffen zu können. „Wir hoffen auf einen baldigen positiven Bescheid“, so Anke Müller zum Stand der Dinge.

Herbst 2023: Teilnehmer "Jugend-entscheidet-Akademie" der Hertie-Stiftung

3. Wir brauchen Qualifikation.

Die Beteiligung von jungen Menschen beginnt in den Köpfen der Erwachsenen. Das heißt Umdenken, Mitdenken, Freidenken. Anke Müller vergleicht es mit dem Thema Datenschutz: „Es war neu, gewöhnungsbedürftig und wird inzwischen wie selbstverständlich bei allen Tätigkeiten automatisch mitgedacht.“ Über Qualifizierungen soll sichergestellt werden, dass alle beteiligten Akteure über die erforderlichen Kompetenzen für die Gestaltung von Beteiligungsvorhaben verfügen. „Das einjährige Qualifizierungsprogramm von ‚Jugend entscheidet‘ kommt da genau zum richtigen Zeitpunkt, auch für den Kinder- und Jugendbeauftragten.“

Über die „Jugend-entscheidet-Akademie“

Mit der kostenfreien Teilnahme an der Jugend-entscheidet-Akademie werden die 35 Kommunen gleichzeitig Teil eines bundesweiten Netzwerks. Mit digitalen Workshops und Austauschformaten vertiefen sie über einen Zeitraum von 12 Monaten ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit Jugendbeteiligung und in welchen Formen und Formaten sie diese vor Ort umsetzen können. Regionale Best-Practice-Treffen bieten die Möglichkeit, erfahrene Kommunen zu besuchen und sich mit Akteuren vor Ort auszutauschen. Auch über das Akademiejahr hinaus können die teilnehmenden Städte und Gemeinden dank weiterer Beratung durch die Hertie-Stiftung die erprobten Entscheidungsverfahren zur Jugendbeteiligung dauerhaft anwenden. Sie können zudem anknüpfen an die Erfahrungen von 25 Kommunen, die von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung im Rahmen des Projekts „Jugend entscheidet“ bereits unterstützt wurden. Informationen unter www.jugendentscheidet.de und www.ghst.de

*Zur besseren Lesbarkeit wird das generische Maskulinum verwendet. Die Personenbezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter und Geschlechteridentitäten.

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