Meseberg

Der Ortsteil Meseberg stellt sich vor:

Foto: Hansestadt Osterburg

Kirche in Meseberg

Foto: Ralf Engelkamp

Bockwindmühle in Meseberg

Foto: Ralf Engelkamp

Straßenansicht von Meseberg

Eingebettet in Felder und Wiesen liegt Meseberg etwa vier Kilometer nordöstlich von Osterburg. Seit dem 01.07.2009 gehört der bis dahin selbständige Ort zur Einheitsgemeinde "Hansestadt Osterburg (Altmark)". Die Feldmark ist bedingt durch die Lage am Rand der Wische durch ein Nebeneinander von sowohl leichten, sandigen Böden als auch schwerem Wischeboden geprägt. Auch die Dorfstruktur unterscheidet sich deutlich sowohl von jener der typischen Wischedörfer, als auch von den Straßendörfern der Altmärkischen Höhe. So wirkt Meseberg eher wie ein Haufendorf. Zur Ortschaft gehören neben Meseberg selbst die Ortsteile Wenddorf, Lindenhof, Maierbusch und Kattwinkel sowie mehrere einzelne Gehöfte. Wenn auch letztere an die meist auf das 12. Jhdt. zurückgehenden Einzelhöfe der Wische erinnern, sind sie doch wie auch die meisten der vorgenannten Ortsteile erst im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte angelegt worden. Eine geologische Besonderheit ist ein nordöstlich der Dorflage befindlicher Salzstock, welcher bei zirka 35 m Tiefe relativ oberflächennah ansteht. Sehenswert ist in Meseberg neben der Kirche und dem benachbarten ehemaligen Gutshaus auch die historische Bockwindmühle am Weg nach Kattwinkel, welche durch den Heimat- und Mühlenverein in Zusammenarbeit mit dem Meseberger Mühlentheater vor dem Verfall gerettet wurde.


Meseberg und die Familie von Meseberg

Seine urkundliche Ersterwähnung fand Meseberg erst relativ spät - im Jahre 1344. Auch die nach dem Dorf benannte ritterliche Familie tritt nur wenige Jahre früher erstmals in Erscheinung. Das nach dem verheerenden Brand von 1743 neu erbaute schlichte Meseberger Gutshaus - ein eingeschossiger Fachwerkbau mit Zwerchgiebel und beidseitigen Abwalmungen - bildet noch heute zusammen mit einem ebenfalls erhaltenen Nebengebäude und der in unmittelbarer Nähe gelegenen Dorfkirche ein sehenswertes historisches Ensemble.

Weitere, bis heute sichtbare Spuren der Familie von Meseberg sind das an der Nordseite der Kirche befindliche Epitaph für David von Meseberg a. d. J. 1608 und das 1746 auf der Nordseite des Chores angebaute Erdbegräbnis, über dessen Tür eine Sandsteinplatte mit einem Ehewappen auf die letzten Glieder der Familie verweist - den 1781 verstorbenen Samuel Christoph von Meseberg und dessen Ehefrau Charlotte Sophie Henriette, geb. von Borck (gest. 1780).

Auch die Leiter im Wappen der ehemals selbständigen Gemeinde Meseberg sowie die Tinkturen Blau und Gold nehmen Bezug auf diese eng mit der Ortsgeschichte verbundene ritterliche Familie.


Die Dorfkirche

Trotz der barocken Umbauten weist die vermutlich im ersten Viertel des 13. Jhdts. errichtete spätromanische Backsteinkirche noch zahlreiche Relikte aus ihrer Entstehungszeit auf. Dazu gehören das vermauerte Nordportal, die Pfarrtür auf der Südseite des Chores und zwei rundbogige Fenster auf der Nord- und Südseite dicht unter dem Konsolenfries des Schiffs. Wann der einst vorhandene gotische Westturm abgetragen wurde, ist nicht mehr nachweisbar. Nachdem der Brand von 1743 das halbe Dorf vernichtet und auch die Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen hatte, wurden umfangreiche Erneuerungsarbeiten an der Kirche in Angriff genommen. Aus dieser Zeit stammen neben dem Erdbegräbnis auch der Turmaufbau über dem Schiff und der Kanzelaltar a. d. J. 1749. Damals wurden auch Chor und Apsis erhöht und deren Dächer abgewalmt. Die Wetterfahne mit der Inschrift „SCVM SFVR EWVR 1748“ verweist auf die damaligen Kirchenpatrone Samuel Christoph von Meseberg sowie Sigmund Friedrich und Erasmus Wilhelm von Redern. Letztere hatten als Inhaber des Ritterguts Wolterslage auch in Meseberg erheblichen Besitz und teilten sich daher das Kirchenpatronat mit den Meseberger Gutsbesitzern.


Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Um 1800 lebten in Meseberg 300 Menschen, es war damit für die damalige Zeit in unserer Region ein großes Dorf. Die wirtschaftliche und soziale Struktur der Einwohnerschaft entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es 15 Bauern, sieben Kossaten, sechs Büdner und fünf sogen.  Einliegerhaushalte, welche über kein eigenes Haus und Grundbesitz verfügten. In der ersten Hälfte des 19. Jhdts. erfolgte wie in allen anderen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Meseberg die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdts. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum.

Diese Erscheinungen lassen sich auch in Meseberg beobachten. Hier kam es schon in der ersten Hälfte des 19. Jhdts. zu einem größeren Siedlungsausbau - vor allem durch die Anlage der Kolonie Wenddorf, welche zu Beginn des Jahrhunderts auf Parzellen des Rittergutes eingerichtet worden war. Damit einher ging ein Anstieg der Einwohnerzahl auf 462 i. J. 1840. Dies entsprach einer Steigerung um mehr als die Hälfte in nur vier Jahrzehnten. Im Laufe des 19. Jhdts. kamen noch weitere kleine Ansiedlungen hinzu, welche von Meseberger Grundeigentümern auf ihnen gehörenden Grundstücken in der Feldmark angelegt wurden. So zählte Meseberg neben dem eigentlichen Dorf um 1885 zehn weitere „Wohnplätze“, die größtenteils heute noch vorhanden sind. Um 1871 erreichte der Ort mit 581 Einwohnern den Höchststand der Einwohnerzahl innerhalb des 19. Jhdts., was beinahe einer Verdopplung gegenüber dem Jahr 1800 entsprach. Wenn auch die Einwohnerzahlen in den folgenden Jahrzehnten wieder leicht zurück gingen (1895: 551; 1930: 535), so schritt doch der Siedlungsausbau kontinuierlich voran. Hatte es 1840 70 Wohnhäuser gegeben, so waren es am Ende des 19. Jhdts. bereits 92. Neben zahlreichen kleineren Grundbesitzern, die oftmals die Landwirtschaft nur im Nebenerwerb betrieben, und einigen mittleren bis großen Bauernhöfen (36 bis 79 ha) existierten im Ort zu Beginn des 20. Jhdts. zwei besonders große Betriebe, welche über 258 bzw. 187 Hektar verfügten. Dass man auch in Meseberg mit der Zeit ging, zeigt die Tatsache, dass auf dem Otto’schen Hof (187 ha) in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhdts. etwa 40 Prozent der Anbauflächen als sogen. Konservengemüseplantagen ausgewiesen waren. - In Osterburg war 1901 eine Konservenfabrik eröffnet worden. Von der zunehmenden Bedeutung der Milchwirtschaft seit dem ausgehenden 19. Jhdt. zeugte der Bau einer eigenen Molkerei am östlichen Dorfausgang.

Während die großbäuerlichen Wirtschaften florierten, teilte das Meseberger Rittergut das Schicksal vieler Güter jener Zeit. - Nachdem es nach dem Erlöschen der Familie von Meseberg (1781) zahlreiche Besitzwechsel erlebt hatte, wurde es schließlich in Zusammenhang mit einem weiteren Verkauf 1868/69 endgültig aufgeteilt. Dabei verblieb nur ein Rest der ursprünglichen Ländereien beim eigentlichen Gutshof, welcher seitdem als bäuerlicher Betrieb fortgeführt wurde.


Meseberg während der Nachkriegszeit und in der DDR

Der Zweite Weltkrieg und die anschließenden grundlegenden gesellschaftlichen Umwälzungen waren auch für Meseberg eine bedeutende Zäsur in der Entwicklung des Ortes. Im Rahmen der Bodenreform und der Verfolgung von „Nazi- und Kriegsverbrechern“ wurden die Höfe Meierbusch (151 ha), Kattwinkel (103,5 ha) und Lindenhof (knapp 59 ha) sowie ein ortsansässiger Kaufmann enteignet und aus deren Grundbesitz knapp fünfzig Voll- und Kleinsiedlerstellen geschaffen. Außerdem galt es wie allerorts, eine Vielzahl von Flüchtlingen und Vertriebenen unterzubringen. Die Einwohnerzahl erhöhte sich dadurch zeitweise um mehr als die Hälfte (1941: 532; Ende 1946: 817). Etwa 28 zugezogene Familien blieben für immer im Ort. 1964 hatte Meseberg 612 Einwohner. In der Landwirtschaft wurde in den 1950er Jahren wie überall in der DDR der Weg der „sozialistischen Umgestaltung“ beschritten, d. h. die Bauernhöfe wurden in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammengeschlossen. Bereits 1954 gründete sich die LPG „Neues Deutschland“ vom Typ III - hier wurden neben dem Boden und Vieh auch sämtliche Gebäude und alles landwirtschaftliche Inventar in die Genossenschaft eingebracht. 1957 bildete sich eine weitere LPG vom Typ I, in welcher der Boden gemeinsam bewirtschaftet wurde. Bereits 1958/59 traten ihre Mitglieder der LPG vom Typ III bei. Im sogen. „Sozialistischen Frühling“ gründeten schließlich die bis dahin noch selbständigen Landwirte unter erheblichem politischem Druck die Genossenschaft „Blühende Wische“ vom Typ I. 1973 schließlich erfolgte der Zusammenschluss beider Genossenschaften (Typ III). Die folgenden Jahrzehnte standen in der Landwirtschaft im Zeichen der Bildung und Intensivierung von Kooperationen. In diesem Rahmen erfolgte auch die Spezialisierung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften auf Pflanzen- oder Tierproduktion. Die Meseberger Genossenschaft orientierte sich auf die Tierproduktion. Sie gehörte in den 1980er Jahren zur Kooperation Osterburg, innerhalb welcher die LPG (P) Osterburg insgesamt weit über 6.000 Hektar in den zugehörigen Dörfern bewirtschaftete. Wie überall spielte die Genossenschaft eine wesentliche Rolle auch in der Entwicklung des Ortes. Ab etwa 1970 entstanden die ersten Eigenheime im Dorf, bis 1989 wurden insgesamt 14 errichtet, viele davon auf Initiative oder mit Unterstützung der LPG.


Entwicklung seit 1989/90

Die politische Wende von 1989/90 brachte zwar die lang ersehnte Demokratie und Freiheit, im Alltagsleben waren jedoch zunächst erhebliche Umbrüche zu verkraften: Zwar besteht die Agrargenossenschaft als moderner Landwirtschaftsbetrieb weiter und es gibt daneben auch einen privaten Landwirt, beide - wie auch einige neu gegründete Gewerbebetriebe - konnten jedoch den erheblich gesunkenen Arbeitskräftebedarf in der Landwirtschaft oder im nahen Osterburg nicht kompensieren. So bedeutete die Wende anfangs auch für Meseberg eine hohe Arbeitslosigkeit. Einkaufsmöglichkeiten vor Ort verschwanden. Die Einwohnerzahl verringerte sich drastisch von 432 (1990) auf 369 (2005) und derzeit 315 (2015). Seit einigen Jahren ist jedoch ein gegenläufiger Trend zu beobachten - junge Leute kommen vor dem Hintergrund einer intakten Natur und aktiven Dorfgemeinschaft wieder nach Meseberg zurück und bauen sich Einfamilienhäuser, auch wenn sie dafür teils als Tagespendler oder auf Montage arbeiten müssen. Zum aktiven Dorfleben tragen neben dem Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr vor allem der Meseberger Mühlenverein und das Mühlentheater bei. Karneval, Osterfeuer und Weihnachtsmarkt wie auch der Mühlentag am Pfingstmontag und die Himmelfahrtsveranstaltungen an der Mühle sind nicht nur von den Mesebergern, sondern auch von vielen Gästen gern besuchte Veranstaltungen.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.