Gladigau

Der Ortsteil Gladigau stellt sich vor:

Foto: Hansestadt Osterburg

Kirche in Gladigau

Foto: Ralf Engelkamp

Backhaus in Gladigau

Foto: Hansestadt Osterburg

Straßenansicht von Gladigau

Gladigau ist durch sein niederdeutsches Dorftheater überregional bekannt. Das Dorf liegt etwa 15 Kilometer westlich von Osterburg an der Biese und ist seit Juli 2009 Teil der Einheitsgemeinde Osterburg. Diese Biese gehört zum Milde-Biese-Aland-Flusssystem, welches bei Schnackenburg in die Elbe entwässert. Wenn das Dorf auch in der Bieseniederung liegt, so hat es doch einen eigenen „Berg“. - Der heute nahezu vollständig bewaldete Mühlenberg im Nordwesten des Dorfs erhebt sich bis zu 25 Meter über das Dorf. Er trägt seinen Namen nach einer Windmühle, welche dort bis 1887 stand. Durchquert man Gladigau auf der über Flessau und Boock verlaufenden Kreisstraße, so lohnt ein Abstecher in die von Obstbäumen flankierte Alte Dorfstraße, welche annähernd parallel zur nur etwa zweihundert Meter entfernten Biese verläuft. Hier findet man noch zahlreiche gepflegte Vierseitenhöfe mit Fachwerkgebäuden aus dem 19. und 20. Jhdt. An der Straßenkreuzung lädt der „Dörpsche Krug“ zu einer Rast ein. 2015 wurde Gladigau Landessieger im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ und qualifizierte sich damit für die Teilnahme am Bundeswettbewerb, in welchem es 2016 als eines von zehn Dörfern bundesweit mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Ausschlaggebend dafür war nicht nur das gepflegte Erscheinungsbild des Ortes, sondern vor allem das aktive Dorfleben, welches neben dem Dorftheater von zahlreichen weiteren Vereinen geprägt wird, in denen sich ein Großteil der Gladigauer, aber auch Einwohner der Nachbardörfer engagieren.


Vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert

In einer Urkunde a. d. J. 1238 wird Gladigau das erste Mal erwähnt - allerdings nur randlich („Niwinkel iuxta Gladegowe“ - Einwinkel bei Gladigau). Zwei Jahre später tritt das Dorf jedoch mit einer Schlacht ins Licht der Geschichte. - Bei Gladigau besiegte der brandenburgische Markgraf Johann I. unter Hinzuziehung des Landvolkes den Halberstadter Bischof Ludolf und den Magdeburger Erzbischof Wilbrand. Damals gab es bei Gladigau eine Burg, welche sich nahe der Biese am früheren Weg nach Schmersau befand, Reste einer Turmruine sollen noch 1832 vorhanden gewesen sein. Vermutlich sicherte diese Burg eine Furt, deren Zoll 1287 erstmals erwähnt wurde. Nach Gladigau benannte sich eine ritterliche Familie, die ab 1290 mehrfach auftritt, ihren Besitz im Dorf jedoch in der ersten Hälfte des 14. Jhdt. aufgab. An die Burg und damit die mittelalterliche Geschichte des Dorfs erinnert seit dem Frühjahr 2016 ein nachempfundenes hölzernes Burgtor am südlichen Ortseingang. 1375 gehörte Gladigau mit dem höchsten Gericht dem Kloster Krevese und ging wie die anderen ehemaligen Klostergüter i. J. 1562 an die Familie von Bismarck über. Darauf, dass diese Familie auch das Kirchenpatronat Inne hatte, weist u. a. das von Bismarck’sche Wappen am Schalldeckel des barocken Kanzelaltars (1694) in der Dorfkirche hin.


Romanische Dorfkirche und barockes Pfarrhaus

Die dreiteilige, im Ursprung romanische Feldsteinkirche liegt unweit der Biese leicht erhöht an der Kreuzung der Kreisstraße mit der alten Dorfstraße. Die Kirche ist heute vor allem durch die große Wiederherstellung i. J. 1891 geprägt, bei welcher u. a. das Westportal angelegt und nahezu alle Fenster vergrößert wurden. Von der barocken Ausstattung sind Kanzelaltar und Westempore (beide 1694) erhalten. Die Kassettendecke entstammt jedoch den Umbauten von 1891, ihre reiche Bemalung erhielt sie sogar erst 1952. Gegenüber der Kirche befindet sich auf der Nordseite der alten Dorfstraße das Pfarrgrundstück mit seinem spätbarocken Pfarrhaus (1764) und dem liebevoll gepflegten Pfarrgarten mit einem umgesetzten Backhaus aus dem Jahre 1796. Bei Backtagen kann man hier frisches Brot und Kuchen aus dem nach historischem Vorbild errichteten Ofen genießen.


Vom 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten in Gladigau 182 Menschen, die wirtschaftliche und soziale Struktur entsprach noch ganz den spätfeudalen Verhältnissen. So gab es dreizehn Ganzbauernhöfe, einen Halbbauern- und zwei Kossatenhöfe, außerdem vier Büdner ohne nennenswerten Grundbesitz. Je eine Familie verdiente als Rademacher oder Zimmermann ihren Lebensunterhalt. Zwei landlose Haushalte lebten als sogen. Einlieger zur Miete. Außerdem gab es eine Schmiede, eine Windmühle und einen Krug.

In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erfolgte dann wie in allen anderen altmärkischen und preußischen Dörfern auch in Gladigau die Separation der zuvor noch dem Flurzwang unterworfenen bäuerlichen Ländereien und die Ablösung der feudalen Berechtigungen. Damit wurde auch der freie Grundstücksverkehr einschließlich Besitzteilungen und -vergrößerungen möglich. Diese grundlegenden Reformen führten zusammen mit anderen Faktoren seit der Mitte des 19. Jhdt. zu einem Aufschwung der Landwirtschaft. Begleiterscheinung war aber auch eine zunehmende soziale Differenzierung. Gleichzeitig kam es im 19. Jhdt. zu einem recht bedeutenden Bevölkerungswachstum. Dies lässt sich auch in Gladigau feststellen: Bis zur Mitte des 19. Jhdt. erhöhte sich die Einwohnerzahl auf 275, in den nächsten nicht einmal 20 Jahren bis 1871 sogar auf 357. Gegen Ende des Jahrhunderts (1895) erreichte sie mit 378 ihren Höchststand und hatte sich damit im Laufe eines Jahrhunderts mehr als verdoppelt. Dies spiegelte sich auch in einem entsprechenden Ausbau des Ortes wider. - Die Zahl der Wohnhäuser erhöhte sich zwischen 1840 und 1895 von 35 auf 73. Der Ort dehnte sich über die Alte Dorfstraße hinaus nach Wesen und Norden aus. Der allgemeine Aufschwung begünstigte auch die Entwicklung des Gewerbes. In den 1860er Jahren gab es eine Färberei, gegen Ende des 19. Jahrhunderts zwei Mühlen, 1898 wurde eine Molkerei eröffnet, ein Zementsteinwerk existierte bis kurze Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. 1890 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet.

Auch die im Jahre 1905 im Rahmen der Entsumpfung der Milde-Biese-Niederung begonnene und 1908 beendete Melioration der Biese und die in diesem Zuge erfolgte Erneuerung der Biesebrücke sowie die im Juli 1914 eröffnete Kleinbahn Osterburg - Deutsch-Pretzier, die über Gladigau verlief, wirkten sich positiv auf die Entwicklung des Dorfs aus. Über die Kleinbahn bestand nun auch Anschluss an die Staatsbahnstrecke Salzwedel - Stendal. An die bis 1976 betriebene Kleinbahn erinnert noch heute eine in privater Initiative eingerichtete Traditionsinsel am ehemaligen Bahnhof im Nordosten des Dorfs. Ausdruck der für damalige Verhältnisse rasanten Entwicklung des Dorfs war auch die Gründung eines eigenen Sportvereins i. J. 1928.


Gladigau während der Nachkriegszeit und in der DDR

Die Nachkriegszeit brachte auch für Gladigau erhebliche Veränderungen mit sich. Während die im Herbst 1945 eingeleitete Bodenreform im Dorf nur geringe Auswirkungen hatte - es wurden lediglich sieben Kleinsiedlerstellen geschaffen, stellte die Unterbringung und Versorgung der zahlreichen Evakuierten, Kriegsflüchtlinge und Vertriebenen auch für Gladigau eine große Herausforderung dar. Hatten 1936 366 Menschen im Dorf gelebt, so waren es im Herbst 1946 586 - ein Anstieg um 60 Prozent.

Die 1950er Jahre standen im Zeichen der sozialistischen Umgestaltung der Landwirtschaft. Lange wehrten sich die Gladigauer gegen diese Entwicklung. Erst sehr spät - im März 1959 - wurde die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft mit den Namen „Vereinte Kraft“ gegründet. Allerdings war dies bereits eine Genossenschaft vom Typ III, in welche nicht nur die landwirtschaftlichen Flächen, sondern auch Gebäude sowie das lebende und tote landwirtschaftliche Inventar eingebracht wurden. Unter erheblichem politischem Druck gründeten die verbliebenen größeren Einzelbauern im sogen. „Sozialistischen Frühling“ des Jahres 1960 die LPG „Morgenland“. Mit dem Typ I wählten sie dabei das kleinstmögliche „Übel“, denn bei diesem Typ wurde nur der Boden gemeinsam bewirtschaftet. Drei kleinere Höfe traten dagegen der LPG vom Typ III bei. Die zweite Hälfte der 1960er Jahre war in der Landwirtschaft durch die Bildung von Kooperationsgemeinschaften gekennzeichnet. In einer solchen KOG waren auch die Gladigauer Genossenschaften mit jenen von Schmersau und Orpensdorf vereint. Zu Beginn der 1970er Jahre erfolgte der Zusammenschluss der drei Genossenschaften. Im Zuge der Bildung noch größerer Strukturen kam es 1975 zur Vereinigung mit den inzwischen auf Tier- bzw. Pflanzenproduktion spezialisierten Genossenschaften von Flessau. Gladigau wurde einer der Produktionsstandorte der LPG Rinderproduktion „Klement Gottwald“ mit Sitz in Flessau und der ZGE Schweineproduktion allerstedt. Auch territorialpolitisch ging der Trend hin zur Bildung größerer Strukturen. Anfang 1974 wurde Schmersau mit Orpensdorf nach Gladigau eingemeindet.


Entwicklung seit der politischen Wende von 1989/90

Die politische Wende 1989/90 brachte wie allerorts neben der langersehnten politischen Freiheit auch für die Gladigauer erhebliche Einschnitte im Alltagsleben mit sich. Infolge des Verlustes zahlreicher Arbeitsplätze in der näheren und weiteren Umgebung und im Zusammenspiel mit der allgemeinen demographischen Entwicklung sank auch die Einwohnerzahl im Dorf drastisch, der Rückgang ist bis heute nicht gestoppt. Dennoch zeugt nicht zuletzt die Prämierung mit einer Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ (2016) davon, dass es den Gladigauern gelungen ist, eine intakte und aktive Dorfgemeinschaft zu bewahren und so ihr Dorf zu einem auch für junge Leute attraktiven Lebensmittelpunkt zu entwickeln. Überregional bekannt ist das nieder-deutsche Dorftheater in Gladigau, welches im Frühjahr an mehreren Wochenenden zu seinen stets ausverkauften Vorstellungen Gäste aus Nah und Fern anzieht. Beim jährlich stattfindenden Landsportfest messen sich die Vertreter der umgebenden Dörfer mit den Gladigauern. Und der Adventsmarkt, welcher jeweils vom Posaunenchor musikalisch begleitet wird, ist ein weiterer Mosaikstein im vielfältigen Dorfleben der Gladigauer.


Text: Corrie Leitz (Historikerin)
Diese Ortsbeschreibung wurde mit freundlicher Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt im Rahmen des Tourismusprojektes 2015-2017 erstellt.

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